
Ist Yoga gleich Yoga? Wie sich klassisches Hatha Yoga nach Sadhguru von anderen Yogarichtungen unterscheidet
Was ist das Besondere vom klassisches Hatha Yoga nach Sadhguru? Immer wieder sagen mir Menschen, dass es mittlerweile so viele Studios und Yogalehrer wie Sand am Meer gibt. Wie soll man sich da entscheiden? Außerdem gibt es Yoga auf Youtube, in Büchern und allem möglichen Online Kursen Warum sollte jemand ausgerechnet klassisches Hatha-Yoga lernen?! In diesem Artikel erfährst du wie sich klassisches Hatha Yoga nach Sadhguru von anderen Yogastilen unterscheidet.
Auch ich habe lange Zeit Yoga in den verschiedensten Studios praktiziert, mir verschiedene Lehrer auf Youtube angeschaut oder mir die eine oder andere Asana aus einem Buch abgeschaut, um alles auszuprobieren und zu verstehen, was es alles gibt. Die verschiedenen Praktiken aus Ashtanga, Kundalini, Hatha und Yin Yoga habe ich dann nach Lust und Laune zusammengewürfelt und je nach Bedarf praktiziert. Damals wusste ich noch nicht, dass so eine bunte Mischung verschiedener Stile nicht unbedingt gut für unser Energiesystem ist.
Und dann bin ich über Youtube mit Sadhguru in Berührung gekommen. Ich begann mit Upa Yoga, einer Vorbereitungssequenz für Hatha Yoga, die es auf Youtube gibt. Ich war wirklich überrascht, dass ich bei diesen einfachen Übungen ein ganz anderes inneres Erleben hatte als in den 10 Jahren meiner bisherigen „Yogakarriere“. Das machte mich neugierig und ich suchte im Internet, ob ich tiefere Praktiken wie Angamardana oder Surya Kriya auf Online lernen könnte. Ich wurde nicht fündig, bis ich verstand, dass klassisches Hatha Yoga nur live unterrichtet wird.
Das ergab für mich Sinn und machte mich neugierig, tiefer einzusteigen. Kurze Zeit später entschied ich mich für die Hatha-Yoga-Ausbildung im Isha Yoga Center in Coimbatore, Indien. Im Folgenden möchte ich den Unterschied zwischen dem klassischen Hatha-Yoga, wie es von Sadhguru systematisiert wurde, und den verschiedenen urbanen Studios darstellen.
Mit „systematisiert“ meine ich nicht, dass Sadhguru diese Yogapraktiken erfunden hat, sondern dass er sie in einer bestimmten Art und Weise zusammengestellt und die Lehrmethode festgelegt hat. Auf diese Weise kann diese uralte Yogawissenschaft auch im heutigen modernen Leben erhalten bleiben und in reiner Form an die nächste Generation weitergegeben werden.
Unterschiede zwischen dem klassischen Hatha Yoga und modernen Yogastilen
Ich versuche hier so gut wie möglich zusammenzufassen, was der Unterschied ist, auch wenn die eigene persönliche Erfahrung entscheidend ist, um es wirklich zu verstehen.
Einiges von dem, was ich hier beschreibe, habe ich selbst in Studios erlebt oder von meinen Schülern gehört. Diese Beschreibung soll andere Yogarichtungen nicht abwerten, sondern nur die Unterschiede aufzeigen, damit du prüfen kannst, ob du klassisches Hatha Yoga ausprobieren möchtest.
Szenario in einem Yogastudio X
Ich beschreibe hier ein typisches Szenario, das so oder ähnlich im Yogastudio X in der Stadt Y ablaufen könnte.
Du besuchst einen wöchentlichen Yogakurs in einem großen städtischen Studio. Tee oder Kakao stehen schon bereit und du kannst sie probieren, bevor der Kurs beginnt. Eine Lehrerin oder Lehrer macht die Übungen vor und erklärt sie gleichzeitig. Wie man die Atmung auf die Bewegungen abstimmt, wird nicht so genau erklärt. Die Details sind nicht so wichtig. Ab und zu streut sie eine persönliche Geschichte aus ihrem Leben ein, bevor sie die nächste Übung zeigt. Manchmal geht sie umher und schiebt einen Teilnehmer tiefer in die Pose. Du kannst einen Block oder Gurt benutzen, um tiefer in die Position reinzugehen. Parallel findet in einem anderen Raum ein weiterer Kurs statt, von unten ist ab und zu eine laute Klingel zu hören. Zwischendurch kann man an Tee oder Kakao nippen. Gelegentlich begleitet Musik das Geschehen. Vielleicht erzählt die Yogalehrerin auch, dass sie sich die eine oder andere Übung weitergedacht hat, um diese „weiterzuentwickeln“ und den Bedürfnissen der Teilnehmenden anzupassen. Am Ende, während der Shavasana-Position, geht die Yogalehrerin umher und gibt noch eine kleine Massage.
So oder so ähnlich könnte es in einem Yogastudio zugehen.
Erfahrungen als als Trainee für klassisches Hatha Yoga im Isha Yoga Center
Als ich meine Hatha-Yoga-Ausbildung im Isha Yoga Center in Indien gemacht habe, war ich zuerst erstaunt, dass die Yogalehrerinnen und Yogalehrer, die uns unterrichteten, die Übungen nicht gleichzeitig erklärten und zeigten. Es gab eine Person, die uns die Übungen zeigte (Demonstrationsperson) und eine Lehrerin, die uns die Übungen erklärte. Das brachte viel Ruhe und Konzentration in den Lernprozess. Das Ungewöhnliche daran war, dass die Lehrer sich selbst nicht zeigten, wie toll ihre Körper waren und wie perfekt sie die Übungen ausführen konnten.
Eine gewisse Bescheidenheit war zu spüren. Später wurde klar: Der Lehrer ist nur ein Vermittler des uralten Wissens und seine Person darf bei der Vermittlung nicht im Vordergrund stehen. Die Weitergabe funktioniert am besten, wenn die Lehrerin nur als Medium fungiert, ihre persönlichen Themen zurückstellt und den Teilnehmenden als ‚Mutter für die Welt‘ dient.
Dadurch, dass die Trainerin/der Trainer die Übungen nicht parallel zeigt und erklärt, hat sie/er die Freiheit, genau zu beobachten, wie die Teilnehmenden die Übungen ausführen, und kann dann entsprechende Korrekturen geben. Dabei werden die Teilnehmenden nie persönlich berührt oder in ihrem Bewegungsprozess unterbrochen. Erst wenn sie die Übung beendet haben, kann der Trainer sagen, was ihm aufgefallen ist. Das Nichtberühren während der Übungen hat etwas mit dem Energiefeld zu tun, das ein Yogaschüler während der Übung erzeugt. Dieses Feld darf während der Übung nicht gestört werden.
Anfangs fand ich die Art und Weise, wie klassisches Hatha Yoga gelehrt wird, etwas steif und leblos. Ich verglich es immer wieder mit dem, was ich aus anderen Yogastudios kannte. Erst mit der Zeit habe ich verstanden, warum Sadhguru wollte, dass wir das so unterrichten. Wenn Menschen dieses Yoga praktizieren, haben sie die Möglichkeit, mit einer inneren Dimension in Berührung zu kommen, die man Gott, Schöpferkraft oder universelle Energie nennen könnte.
Damit dies geschehen kann, müssen Fokus, Ruhe und eine hingebungsvolle Atmosphäre im Raum herrschen. Die Schüler können sich ganz auf ihren Lernprozess einlassen. Es wird keine Musik gespielt. Hilfsmittel wie Gurte oder Blöcke gibt es nicht. Fast alle Übungen werden auf nüchternen Magen (s. meinen anderen Blogbeitrag „Gesund Essen und Hatha Yoga“) und mit geschlossenen Augen ausgeübt. Deshalb gibt es vor dem klassischen Hatha-Yoga Kurs weder Tee noch Kakao, sondern nur Wasser.
Es wird sehr detailliert auf die Atmung und jede einzelne Übung und Körperhaltung eingegangen. Die Details sind deshalb so wichtig, weil sie beeinflussen, wie wir den Energiefluss in uns lenken können. Solche „Kleinigkeiten“ wie die Stellung der Finger und Zehen spielen dabei eine große Rolle. Während meiner Ausbildung im Isha Yoga Center habe ich gemerkt, dass das, was ich vorher über Yoga gelernt hatte, eher Gymnastik als Yoga war.
Während der Ausbildung haben wir gelernt, dass wir das Privileg haben, die uralte Wissenschaft des klassischen Hatha Yoga in seiner reinen Form weiterzugeben und nicht unser eigenes „Ding“ daraus zu machen, d.h. es zu verändern, etwas hinzuzufügen oder zu modifizieren. Diese Strenge dient dazu, die Reinheit des klassischen Hatha Yoga im heutigen globalen Kontext, in dem alles Mögliche vermischt und beliebig verändert werden kann, zu bewahren und so auch dem skeptischen modernen Menschen eine Erfahrung von Spiritualität zu ermöglichen. Kein leichtes Unterfangen!
Dein Yoga wächst mit dir
Sadhguru hat es so konzipiert, dass ein Yogaschüler eine Sequenz wie z.B. Surya Kriya lernt und diese dann immer wieder selbständig übt. Die innere Erfahrung von Surya Kriya „wächst“ dann mit dem Übenden. Der Energiefluss durch Kriya verändert sein Leben und das beeinflusst wiederum, wie Surya Kriya innerlich erfahren wird. Es ist wie ein Kreislauf.
Das heißt, Yoga macht dich fit und gesund, aber das ist nicht das Hauptziel. Deine Bewegungen werden geschmeidiger. Deine Energie wächst mit jeder Übung, bringt dein System ins Gleichgewicht und befreit dich von inneren Blockaden. Yoga wirkt sich vor allem auf dein Bewusstsein aus: die Wahrnehmung wird immer feiner und mit der Zeit wirst du immer mehr merken, was dir schadet und was nicht.
Ich bekomme fast täglich Berichte von Menschen, die klassisches Hatha Yoga für sich entdeckt haben und wie sehr sich ihr Leben auf vielen Ebenen zum Besseren verändert hat und sich weiter verändert. Aber ich denke, jeder kann es für sich selbst erfahren und „schmecken“. Wenn du neugierig geworden bist, dann mach deine Erfahrung! Probiere es selbst aus! Du kannst mit Upa Yoga online anfangen oder mit Isha Kriya Meditation. Ich bin gespannt, was es mit dir macht.